Nam June Paik, Josephine Baker, Pablo Picasso

Ausstellungen des neuen Jahres in Museen in NRW

von Andreas Rehnolt

Andreas Rehnolt - Foto © Frank Becker
Museen in NRW würdigen Nam June Paik,
Josephine Baker, Pablo Picasso
und die Ruhrbesetzung vor 100 Jahren
 
Die ganz großen Ausstellungen mit zuschauerträchtigen Namen fehlen
wie im Vorjahr bei den Ausstellungen des neuen Jahres
 
Von Andreas Rehnolt
 
Münster/Dortmund/Essen/Bonn - Die Museen in Nordrhein-Westfalen würdigen in diesem Jahr unter anderem den Pionier der Videokunst, Nam June Paik, die weltweit wohl berühmteste Revuetänzern Josephine Baker und - anläßlich seines 50. Todestages den spanischen Maler Pablo Picasso mit großen Ausstellungen. Ansonsten fehlen in den Kunstmuseen an Rhein und Ruhr - wie im Vorjahr - andere große Ausstellungen mit zuschauerträchtigen Künstlernamen, wie eine Durchsicht der Ausstellungsplanungen zeigt.
 
Museumsfreunde können sich dafür allerdings seit dem 12. Januar im Ruhr-Museum Essen auf die Ausstellung „Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhrbesetzung 1923-1925“ freuen. Die Ruhrbesetzung begann am 11. Januar vor genau 100 Jahren. Der Einmarsch zehntausender französischer und belgischer Soldaten war die Folge ausgebliebener Reparationszahlungen, die Deutschland an Frankreich und Belgien im Zuge des Versailler Vertrags nach dem Ende des 1. Weltkriegs leisten mußte. Die Ausstellung mit mehreren hundert Exponaten spannt einen Bogen vom Einmarsch der Truppen bis zu den Feierlichkeiten aus Anlaß des Abzugs im Jahre 1925.
 
Das Museum Ostwall in Dortmund widmet dem aus Südkorea stammenden „Pionier der Videokunst“, Nam June Paik ab dem 17. März eine groß angelegte Ausstellung. Der Titel der bis zum 27. August angesetzten Schau lautet „Nam June Paik: I Expose the Music“. Das Museum widmet sich vor allem den Live-Momenten in den Arbeiten des international bekannten Medienkünstlers Paik (1932-2006), der viele Jahre auch an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtete und ein Weggefährte von Joseph Beuys war.
Im Zentrum stehen, ausgehend von seinen Anfängen als Komponist, Musik und deren Aufführung, Performance, Live Fernsehen und insbesondere Werke, die erst in der Ausstellung durch die Besucherinnen und Besucher aktiviert werden. Paik selbst bezeichnete sich nach Angaben des Museums gerne als „the world's most famous bad pianist“. Insgesamt zeigt die Dortmunder Schau rund 100 Arbeiten. Darunter auch Paiks Schlüsselwerk „Schallplatten-Schaschlik“ aus den Jahren 1963/1980.
 
Ab dem 18. Mai lohnt auf jeden Fall ein Besuch der Bundeskunsthalle in Bonn. Bis zum 24. September ist dann dort die Ausstellung „Josephine Baker. Freiheit - Gleichheit - Menschlichkeit“ zu sehen. Baker, die 1906 in St. Louis am Mississippi in einem armen Schwarzenviertel geboren wurde, startete ihre Karriere als Tänzerin im Alter von 16 Jahren. In Paris avancierte sie in den 1920er Jahren schnell zum ersten weiblichen Superstar mit afroamerikanischen Wurzeln und zur höchstbezahlten Revuetänzerin der Welt.
Sie begeisterte mit ihren wild-exotischen Bühnenauftritten das Publikum ebenso wie die Pariser Kunst- und Literatenszene. Sie soll Pablo Picasso mehrfach Modell gestanden haben. Auch Ernest Hemingway, Henri Matisse und Alxander Calder ließen sich von der Tänzerin inspirieren. Die Schau in der Bundeskunsthalle zeigt Baker als Weltstar und Freiheitskämpferin, die sich intensiv für gleiche Rechte für alle Menschen engagiert hat, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht oder sexuellen Orientierung. Baker starb 1975 in Paris.
Das Essener Folkwang-Museum präsentiert ab dem 1. September eine sehenswerte Schau mit dem Titel „Chagall, Matisse, Miró - Made in Paris“. Die Ausstellung ist bis zum 7. Januar 2024 terminiert. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts war Paris eines der wichtigsten Zentren für die Produktion von Künstlerbüchern und Mappenwerken. Künstler wie Marc Chagall, Henri Matisse, Joan Miro oder Pablo Picasso schufen mit Leidenschaft originalgrafische Werke, mit denen sie ein breiteres Publikum als mit Einzelgemälden erreichen konnten. Die Essener Schau zeigt unter anderem Werke wie „Jazz“ von Matisse, „La Tauromaquia“ von Picasso, „A toute épreuve“ von Miro oder auch Chagalls Radierungen zur hebräischen Bibel. 
Schließlich widmen sich gleich mehrere Museen in NRW aus Anlaß des 50. Todestags von Pablo Picasso (8. April 1973) dem Werk des spanischen Malers. Unter dem Titel „The Picasso 1973-2023 - Celebration“ zeigt das Museum Ludwig in Köln (www.museum-ludwig.de/) vom 28. Oktober an bis zum 4. Februar 2024 Werke Picassos. Darunter auch das Bild „Suite 156“, die als beispielhaft für das späte Werk des Malers gilt und im Januar 1973 entstanden sein soll.
Das Von der Heydt Museum in Wuppertal (www.von-der-heydt-museum.de) präsentiert vom 17. September an bis zum 7. Januar 2024 die Ausstellung „Pablo Picasso - Max Beckmann“.
Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal ist nach eigenen Angaben „weltweit das erste Museum, das ein Gemälde von Picasso erworben hat“, und zwar im Jahr 1911. Beide Maler suchten individuelle Lösungen großer Fragen der Kunst und kreisten mit ihrem Schaffen um Kernfragen der menschlichen Existenz.
Das Picasso-Museum in Münster (https://kunstmuseum-picasso-muenster.de/home) zeigt vom 4. Februar bis zum 7. Mai die Ausstellung „Zum Zeigen gegeben - Eine Hommage zum 50. Todestag Picassos“. Ab dem 30. September ist in dem deutschlandweit einzigen Picasso-Museum dann die Schau „Mit Pinsel, Feder und Pferdestriegel - Picassos druckgrafische Elemente“ zu sehen.
 
Redaktion: Frank Becker